Der Flugsport in seiner Vielseitigkeit

Dipl-Ing. Karl Heinz Pfeiffer, ein echter Neunkircher Bub, hatte Mut zum Fliegen. Seine fliegerische Laufbahn begann 1951 und ist bis dato noch nicht am Ende. Wir treffen ihn an jedem Wochenende als Fluglehrer beim Aero-Club in Bexbach, wo er sein fliegerisches Wissen und Können an junge Menschen weitergibt.

Doch lassen wir Kari (so nennen wir ihn) zu Wort kommen: „Große Höhenflüge werden überwiegend in den Alpen geflogen. Wir Flachländer sind zum Training jedes Jahr nach St.Johann in Tirol mit unserem Segelflugzeug im Schlepptau gefahren. Hier herrschen andere thermische Bedingungen als bei uns an der Saar. Hier bei uns erwärmt die Sonne den Boden und wir nutzen die senkrecht aufsteigende warme Luft und lassen uns mit unserem Segelflugzeug nach oben tragen – circa 2.500 bis 3.000 Meter.

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Wolkenflug ist verboten. In den Alpen stößt der waagerecht strömende Wind gegen die Berge und wird nach oben umgeleitet und bewegt sich dann wellenförmig über das Gebirge. Das nutzen wir mit den Seglern für Flüge in sehr große Höhen aus. Unser Flugzeug war entsprechend mit einer Sauerstoffanlage und Höhenatmer ausgerüstet. Am 02.06.1985 war ich an der Reihe die größtmögliche Tageshöhe zu erreichen. Da in 7.000 Meter Höhe die Temperaturen von etwa minus 20°C herrschen, zog ich entsprechend warme Hosen und Jacken an. Plötzlich musste alles sehr schnell gehen. Höhenschreiber und Blackbox einschalten. Sauerstoffzufuhr öffnen. Schleppseil einklinken und dann ging es Richtung Wilder Kaiser. In der Hektik hatte ich vergessen, in meinen Stiefeln die warmen Socken anzuziehen. Ich war nur durch 3 mm Kunststoff von der Kälte getrennt. Oh weh! Das kann ja heiter werden.

In 780 Meter trennte ich mich von der Schleppmaschine und flog unter eine riesige Cumuluswolke („Schönwetterwolke“), die mich auf eine Höhe von 2.700 Meter trug. Im Funk hörte ich, dass zwei andere Piloten bei der Flugsicherung eine Höhenfreigabe einholten, die dann auch vom Tower in Wien erteilt wurde. Sofort habe ich mir auch eine Freigabe erteilen lassen. Mein Höhenmesser zeigt mittlerweile einen Stand von 4.000 Meter über MSL (Mean Sea Level = Meeresniveua) an. Es war also Zeit, mit dem Anlegen der Atemmaske zu beginnen. Beim Vorfliegen nach Süden setzte ein sanftes Steigen bis 5.800 Meter ein. Jetzt spürte ich die Kälte in meinen Stiefeln. Die wärmenden Strümpfe hatte ich zwar in der Hand aber in dem engen Cockpit ist zum Anziehen kein Platz. Während des Versuchs die Strümpfe anzuziehen war ich auf 4.000 Meter gesunken. Gesunken war auch meine gute Laune.

Plötzlich zeigte mein Variometer (Anzeige für Steigen und Fallen in m/s) jedoch erneutes Steigen. Das hat meine Laune wieder etwas gehoben und ich fing an, alte Fliegerlieder von meinem Fluglehrer Heinz Schneider zu singen. Mehr als 3 Stunden ging es nun auf und ab. Zu meinem Glück ging es mehr auf als ab. Bei der Höhe von 7.075 Meter brach ich dann den Flug glücklich ab. Ich fuhr nun die Bremsklappen aus und spürte während des Abgleitens meine Füße nicht mehr. Nach einer Flugzeit von 5 Stunden und 38 Minuten landete ich sicher und überglücklich auf dem Flugplatz in St.Johann. Als erster Helfer war mein Freund Karl Heinz Glaser bei mir am Segelflugzeug. Er sah, dass die Sauerstoffflasche dick vereist war und der verplombte Höhenschreiber exakt 7.075 Meter anzeigte. Ich war so durchgefroren, dass ich wohl ohne die Hilfe meiner Freunde beim Aussteigen noch heute als Eiszapfen im Flugzeug sitzen würde“. Soweit Karl Heinz Pfeiffer in seiner Erinnerung.

Flugsport in seiner Vielseitigkeit betreibt der Aero-Club Bexbach auf seinem Gelände hinter dem Blumengarten. Gäste, die uns besuchen, gehen als Freunde. Wer bleibt, ist von der Schönheit des Flugsports begeistert. Was als Rundflug über das Saarland oder die Pfalz beginnt, endet oft in einer lebenslangen Begeisterung für die Fliegerei.

Wir stehen Ihnen an den Wochenenden Rede und Antwort und freuen uns auf Ihren Besuch.

geschrieben von: Herbert Marx

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